Es dürfte niemanden überraschen: Unsere Mobilität befindet sich gerade komplett im Umbruch. Eine Branche, die vorher fast nur den großen Automobil- und Truckherstellern vorbehalten war, staatlichen oder privatisierten Bahn- und Nahverkehrsanbietern sowie Stadtwerken wird auf einmal völlig neu definiert. Techunternehmen, wie Google oder auch Apple haben großes Interesse an selbstfahrenden Fahrzeugen. Asiatische Wettbewerber haben mittlerweile bei so einigen Elektro-Autos die Nase weit vorne. Startups revolutionieren die Art und Weise, wie Fahrzeuge gedacht und umgesetzt werden. All das war früher kaum denkbar.
Mobilität wird also vielseitiger, digitaler - und auch nachhaltiger. Denn auch das ist mittlerweile allen bewusst: Die Mobilitätsbranche trägt zu einem wesentlichen Teil unseres Lebens, unserer Freizeit und unseres Alltags bei. Sie hat immense Auswirkungen auf den gesamten CO2 Ausstoß unserer Welt (etwa 25 Prozent des weltweit ausgestoßenen CO2 stammt aus dem Transportsektor) - kann aber umgekehrt jedoch auch als wichtiger Faktor zu einer höheren Nachhaltigkeit beitragen.
Doch ein Punkt störte mich immer mehr...
So sehr ich es auch begrüßte, dass Mobilität zunehmend aus einer Nachhaltigkeitsperspektive heraus diskutiert wurde, so sehr fiel mir immer stärker auf, wie einseitig die Diskussion verlief. Keine Frage: Bei der Mobilität der Zukunft muss es insbesondere um die Zukunftsfähigkeit unseres Planeten gehen. Da sind wir uns völlig einig.
Nicht überzeugt bin ich aber davon, dass viele weitere wesentliche Aspekte dabei wenig Beachtung finden. Denn Nachhaltigkeit ist eben nicht nur die ökologische Perspektive, sondern genauso auch die soziale und wirtschaftliche Dimension.
Auch diese beiden Perspektiven sind hoch spannend, hochgradig relevant für unsere Zukunft und dürfen auf keinen Fall zu sehr in den Hintergrund fallen. Doch ich fand die Aspekte in kaum noch einer gesellschaftlichen Debatte wieder. Wo bleiben all die vielen spannenden Beispiele von Startups, die sich auch auf die sozialen Aspekte der Mobilität konzentrieren? Wo werden die Fragen der Gerechtigkeit und Zugänge in der Mobilität diskutiert? Wo die Aspekte rund um Arbeitsbedingungen in der traditionellen aber auch in der neuen Mobilitätswelt?
Als Verfechterin der sozialen Nachhaltigkeit hatte ich immer mehr den Eindruck: Hier werden viele ebenfalls wichtige gesellschaftliche Punkte nicht ausreichend beleuchtet.
Wir waren im Urlaub, genau genommen in Costa Rica. Eine phantastische Reise mit unglaublichen Eindrücken zwischen Abenteuer, Erholung und kultureller Vielfalt. Und auf einer der letzten Autofahrten vorbei am Meer, durch Nebelwälder und entlang von malerischen Seen ließ mich ein Gedanke nicht mehr los: Wie kann ich stärker auf die mir so wichtigen sozialen Aspekte rund um Mobilität sichtbar machen? Wie zeige ich auf, dass immer mehr extrem spannende Maßnahmen ergriffen werden? Wie spreche ich einige der ethisch herausfordernden Fragestellungen an?
Und dann dachte ich: Warum nicht einfach selbst über die wichtigsten sozialen Aspekte von Mobilität schreiben.
Über so einige Fragestellungen und Themen sprach ich schon häufiger in Vorträgen und merkte jedes Mal, dass die Themen auf großes Interesse stoßen. Die Beispiele von denen ich sprach, waren zwar kaum bekannt aber wurden leidenschaftlich diskutiert.
Warum nicht einfach selbst mal den Versuch wagen und genau darüber schreibe, was ich seit mehreren Jahren in unserer Branche beobachte. Was ich mit Macher:innen und Vordenker:innen diskutiere und bei sozialen Startups bis hin zum Konzern erlebe.
Die Themen, die Kapitel und der grobe Aufbau des Buchs waren mir in dem Moment schon ziemlich klar - und haben sich bis zum Ende interessanterweise kaum geändert (auch wenn ich für die Texte teilweise mehrfache Anläufe brauchte...).
Für mich stand dann fest: Ich versuche mich an einem Buch und schaue, wie weit ich komme.
Der Plan war also gefasst und ich begann auch zügig nach dem Urlaub damit, den Plan umzusetzen. Doch natürlich hatte ich zu dem Zeitpunkt noch überhaupt gar keine Vorstellung davon, wie die Reise hin zum Sachbuch aussehen würde. Wie schwierig es für mich werden würde, mein gewohntes sprachliches Terrain aus der wissenschaftlichen Arbeit zu verlassen. Wie herausfordernd es sein wird zwischen einer realitätsnahen Abbildung der komplexen Wirklichkeit und einigen ausgewählten besonders spannenden menschlichen Geschichten zu balancieren. Wie schwer es sein würde, sich nicht in Details zu verlieren und trotzdem einen möglichst tiefen Einblick in die Gedanken zu liefern, die mich schon seit geraumer Zeit beschäftigen - ohne bereits alle Antworten zu kennen.
Ich werde gerne an anderer Stelle noch einmal meinen Weg und meine vielen neuen Erkenntnisse rund um die Welt von Sachbüchern teilen. Wieso man es als Nicht-Promi deutlich schwerer hat, einen der wenigen Sachbuchplätze zu erhalten. Doch so viel vorab: Ich habe mich in eine für mich völlig fremde aber auch sehr spannende neue Welt eingearbeitet.
Das Buch ist daher für mich eine Reise:
Ich bin unfassbar gespannt, wie euch diese Reise gefallen wird.