Friedrich Wilhelm Raiffeisen hat es getan. Robert Bosch auch. Peter Drucker hat es gedacht. Professor Muhammad Yunus wurde dafür ausgezeichnet.
Wofür genau?
Soziales und Wirtschaft zu verbinden.
In der Wirtschaft das Potential zu sehen, soziale und ökologische Probleme zu lösen. Mit innovativen Ansätzen die Welt ein wenig besser machen. Vorhandene Ressourcen für etwas Gutes einsetzen. Irgendwie so nahe liegend und gleichwohl so schwer.
Und wir sprechen nicht von Philanthrophie oder von einer neuer Art zu spenden.
Das, was mich und so viele andere an Social Business fasziniert, ist der Gedanke das Kerngeschäft mit einem sozialen Zweck zu verbinden und ein selbsttragendes Geschäftsmodell zu entwickeln. Und Profite zu machen.
Nur eben die Profite nicht auszuschütten, sondern für etwas Gutes zu verwenden. Oder sie wieder zu reinvestieren, um den nachhaltigen Erfolg des Business zu gewährleisten. Es geht darum Einzelne dazu zu befähigen, ihre Probleme langfristig selbst zu lösen, um dadurch einen positiven und möglichst weitreichenden gesellschaftlichen Beitrag zu leisten.
Und die Probleme vielleicht durch die Wirtschaft auch schneller zu lösen als durch andere Organisationsformen.
Der Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen machte es schon vor 160 Jahren vor und entwickelte die Idee von Genossenschaften, um gegen die vorherrschende Armut in der damaligen Zeit zu kämpfen, basierend auf dem Grundsatz „Was einer nicht alleine schafft, das schaffen viele“. Er gilt damit als einer der ersten und bekanntesten Sozialunternehmer und der Erfolg spricht für sich: in Deutschland sind 22,6 Millionen Menschen Mitglied einer Genossenschaft und weltweit sogar über 1 Milliarde Menschen.
Robert Bosch war davon überzeugt, dass der Markt gutes Handeln belohnt und schlechtes bestraft. Er war daher geradezu Vorbild eines Arbeitgebers, führte den Achstundentag ein, um auf die Gesundheit seiner Mitarbeiter zu achten. Er setzte auf faire Löhne und auf bezahlten Urlaub.
Peter Drucker als moderner Management-Vordenker war wiederum der Erste, der das Management als soziale Innovation sah. Er beschrieb sehr genau die soziale Verantwortung von Managern und reduzierte die Tätigkeit eines Managers nicht rein auf die Ökonomie sondern erkannte in ihr einen Beitrag für die Gesellschaft.
Den Friedensnobelpreisträger Professor Muhammad Yunus habe ich vor zehn Jahren zum ersten Mal getroffen und habe mich daher umso mehr gefreut, ihn in diesem Jahr eine ganze Woche lang bei uns in Wolfsburg willkommen heißen zu dürfen. Jemand, der mit der Idee der Verleihung von Mikrokrediten unzähligen Menschen aus der Armut geholfen hat und mehr als zurecht den Friedensnobelpreis 2016 erhielt. Ein Mensch, der Millionen Menschen weltweit faszinieren kann. Der Staats- und Konzernlenker zu einem Umdenken bewegt. Dessen Bescheidenheit, Geduld, Freundlichkeit aber auch großer Humor und leichte Spitzbübigkeit in fast jedem Satz durchscheint.
Social Business hat viele meiner Kolleginnen und Kollegen in einen Bann gezogen und es ist nicht ganz einfach in Worte zu fassen, was es genau ist... vielleicht hat es etwas mit Sinnsuche nach der Wirtschafts- und Finanzkrise zu tun. Vielleicht mit einem Generationenwechsel und Paradigmenwandel in der heutigen Zeit, in der wir leben. Vielleicht mit einer Ermüdung unseres derzeitigen Kapitalismus und der Annahme, dass Menschen ausschließlich durch das Streben nach maximalem Profit motiviert und befriedigt werden.
Wir wissen: Profitgier macht nicht glücklich und die Probleme der Welt werden nicht weniger.
Vielleicht liegt es auch an dem Wunsch und der Frage, ob es nicht doch auch eine andere Form von Wirtschaft geben kann?
Was heute sicherlich kaum noch Zustimmung findet, ist der Gedanke, dass der Markt gutes Handeln von sich aus belohnt und vielleicht würde auch Bosch seine Haltung heute dazu ändern.
Um so wichtiger ist es nun mehr genau die beiden Ziele miteinander zu verbinden: Gesellschaftliche Lösungen zu finden aber dabei wirtschaftlich zu denken. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich für jede soziale Herausforderung eine unternehmerische Lösung finden lässt.
Und dass wir mit Social Business Geschäftsmodellen weitreichende und langfristige Lösungen finden können und dabei einen positiven Beitrag für die Gesellschaft leisten - vielleicht sogar systemverändernd wirken können.
(Beitrag auch erschienen auf LinkedIn am 14.12.2018)